Selbstlernkurs LEB

13. Digitale Zivilcourage

Wie können wir bei Konflikten im Online couragiert agieren? Das 13. Video erklärt, wie wir mit unserem Online-Verhalten Angegriffene stärken, Zusch ...

mehr...

Modul 13 - Digitale Zivilcourage

Wie können wir bei Konflikten im Online couragiert agieren? Das 13. Video erklärt, wie wir mit unserem Online-Verhalten Angegriffene stärken, Zuschauende mobilisieren und klare Grenzen setzen können.

YouTube

By loading the video, you agree to YouTube's privacy policy.
Learn more

Load video

Modul 13: Digitale Zivilcourage

Die erste Reaktion auf Hass und Angriffe im Netz ist häufig Überforderung. Besonders wenn Menschen aus dem persönlichen Umfeld oder Personen mit ähnlichen Interessen Hasskommentare verfassen und in den sozialen Medien teilen. Die Situation ist vor allem für Betroffene schlimm, die durch Kommentare und Aussagen verletzt werden. 
Der Effekt der Überforderung der Zuschauenden verstärkt für viele Betroffene von Hassangriffen die verletzende Situation. Dieser Effekt zeigt sich im Ausbleiben von Reaktionen der Zuschauenden – einer Art Stille im Online. Unwidersprochen wirken die diskriminierenden Worte, Bilder, Videos u.ä. verletzend. Außerdem wird der Eindruck vermittelt, die hasserfüllten Inhalte würden die Meinung von Vielen widerspiegeln. Dann scheint es, als stünde die gesamte Gruppe hinter dem Angriff.
Für Betroffene ist die Stille und das Schweigen von Menschen dabei oft schlimmer, als der eigentliche Angriff. Viele leiden vor allem unter der geringen Unterstützung und daran, dass sie alleine dem Hass ausgesetzt sind.  
Dafür gilt umgekehrt: Schon ein oder wenige Kommentare gegen den Hass können große Wirkung entfalten.
Viele von Online-Hassangriffen Betroffene beschreiben, dass sie sich an positive Stimmen und Kommentare klammern konnten. Der gespürte Rückhalt hilft angegriffenen Personen, wieder selbst aktiv mit der Situation umzugehen. 
Außerdem ermutigen positive Reaktionen andere Zuschauende (im Englischen: bystander), ebenfalls helfend einzugreifen. Hierbei spricht man vom Bystander Effekt. Hinzu kommt, dass viele Hater*innen ihre Angriffe oftmals einstellen, wenn sie in der Gruppe auf Widerstand stoßen. 
Damit entsteht durch unterstützendes Eingreifen ein sichereres Netz für alle Beteiligten.
Weil das Widersprechen bei Gewalt für die Gesellschaft so wichtig ist und dazu oftmals ein bisschen Mut gehört, hat sich dafür der Begriff „Zivilcourage“ oder „Digitale Zivilcourage“ etabliert. 
Digitale Zivilcourage dient vor allem dazu, Angegriffene zu stärken, Zuschauende zu mobilisieren und Grenzen zu setzen. Dabei geht es nicht darum, Menschen von einer Meinung überzeugen zu wollen. Digitale Zivilcourage kann also Konflikte im Online nicht lösen. Sie kann aber helfen, Dynamiken zu stoppen und einen Konflikt zu begrenzen.

Das kannst Du tun

Reagiere vor allem schnell, um so dem Hass die Schärfe zu nehmen, bevor er eskaliert. Im Zweifel ist es immer besser nur “Nein, das sehe ich anders.” zu schreiben, als nichts zu tun. 
Wenn du beobachtest, dass Personen in öffentlichen Kommentarspalten oder einem dir zugänglichen Chat angegriffen werden – biete Angegriffenen in den öffentlich Kommentarspalten oder im öffentlichen Chat an, sie per privater Nachricht zu unterstützen. Wenn die Person einverstanden ist, kannst Du sie in einer privaten Nachricht anschreiben.
Hebe Gemeinsamkeiten der Gruppe (mit den Angegriffenen) hervor. Vielleicht teilt Ihr das gleiche Hobby oder habt eine andere gemeinsame Leidenschaft, die Euch verbindet. Gemeinsamkeiten sind ein starkes Bindeglied und können helfen, eine eskalierte Situation zu beruhigen. 
Unterstütze produktive Kommentare und bestärke sie. 
Behalte Dein Ziel – die Angriffe zu stoppen – im Auge. Versuche in Deinen Kommentaren beim Thema der Diskussion zu bleiben. Häufig passiert es, dass eine Diskussion weiter eskaliert, wenn Nebendiskussionen und -konflikte aufgemacht werden. 

Bereite Dich innerlich auf die Situation vor, damit Du den Moment der Überforderung überwinden kannst. Bei LOVE-Storm findest Du Tipps und Strategien und kannst Digitale Zivilcourage in interaktiven Online-Rollenspielen trainieren.

Wenn Du in einer Situation an Deine Grenzen stößt, hole Dir Hilfe in der Community, bei Menschen die Dir nahe stehen, der Beschwerdestelle der Plattform oder bei einer Beratungsstelle wie Hate Aid, der Nummer gegen Kummer oder den zivilen Helden.

Fragen und Aufgaben zu diesem Modul:

a) Was ist digitale Zivilcourage?

b) Bist Du schon einmal im Online zivilgesellschaftlich aktiv geworden? Oder hast zivilgesellschaftliches Engagement im Online beobachtet? Wie hast du bzw. haben Personen dabei gehandelt?

c) Tauscht euch in der Gruppe aus: Wie würdet ihr Euch organisieren, um digital zivilcouragiert aktiv zu werden? Welche Strategien würdet ihr verfolgen? Erstellt einen Handlungsleitfaden.