Selbstlernkurs LEB

20. Diskriminierungssensible Sprache

Wie kann ich vermeiden, im Online andere Menschen zu diskriminieren? Der 20. und letzten Teil unserer Videoreihe gibt Euch einen Einblick in das Them ...

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Modul 20: Reproduktion von diskriminierenden Inhalten vermeiden und diskriminierungssensible Sprache

Wie kann ich vermeiden, im Online andere Menschen zu diskriminieren? Der 20. und letzten Teil unserer Videoreihe gibt Euch einen Einblick in das Themenfeld diskriminierungssensible Sprache. Ihr erfahrt außerdem, wie Ihr vermeiden könnt, diskriminierende Inhalte zu reproduzieren.

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Modul 20: Reproduktion von diskriminierenden Inhalten vermeiden & Diskriminierungssensible Sprache

Sprache ist eine der wichtigsten bewussten Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Wir nutzen sie täglich im Austausch mit anderen Personen und unserer Umwelt. Dabei ist die Sprache sehr vielfältig. Das zeigt sich nicht nur in gesprochenen Sprachen und Gebärdensprachen, sondern z.B. auch in Zeichen- und Bildsprache. Durch den täglichen Gebrauch verändert sich Sprache: Es kommen neue Wörter, Gesten und Zeichen dazu, andere verschwinden.
Sprache ist immer auch ein Stück Geschichte. Wir erzählen Geschichten durch Worte, Zeichen und Bilder. Dabei haben auch historische und aktuelle Ereignisse einen Einfluss auf Sprache.
Immer häufiger werden Worte in unserer Gesellschaft diskutiert. Viele dieser Worte hängen mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung zusammen, die in der Geschichte der Sprache schon lange einen festen Platz haben und deren ursprüngliche Bedeutung geblieben ist. 
Diese Worte sind häufig verachtende und beleidigende Beschreibung von Menschen und Menschengruppen. Die meisten von ihnen haben einen historischen Hintergrund der Unterdrückung in einer Gesellschaft. 
Über die historische Bedeutung hinaus, kann ein Wort aber auch individuell eine ganze Geschichte erzählen. Denn die Bedeutung von diskriminierenden Begriffen wird von den Betroffenen oft auch beeinflusst durch individuelle Erfahrungen der Ausgrenzung und Beleidigung.

Beleidigende Worte für Menschen(-gruppen) werden häufig auf Social Media Plattformen und in Messenger-Kanälen benutzt, um Menschen zu verletzen, zu unterdrücken oder zum Schweigen zu bringen (englisch: Silencing). Dabei ist die Reproduktion (die Wiederholung) von verletzenden Inhalten eindeutig und meist bewusst. Es gibt aber auch Personen, die sich der verletzenden Wirkung eines Wortes nicht bewusst sind. Sie geben verletzende Inhalte wieder und verletzen damit Menschen unbewusst. 

Manche von Diskriminierung betroffene Menschen benutzen verletzende Worte bewusst, um ihre Bedeutung in der aktuellen Sprache zu verändern. Ihr Ziel ist es, die Worte im täglichen Sprachgebrauch neu zu besetzen. Die neue Bedeutung soll die Gesellschaft und damit die Geschichte der Sprache so verändern, dass Menschen durch diese Worte nicht mehr verletzt werden können.
Das ist eine Form der Selbstermächtigung von Gruppen, die in der Gesellschaft strukturell unterdrückt werden. Von struktureller Unterdrückung wird gesprochen, wenn Personengruppen und ihnen angehörige Einzelpersonen seit langer Zeit und beständig unterdrückt und diskriminiert werden. 

Die Veränderung eines diskriminierenden oder herabwürdigenden Wortes kann nur durch Personen angestoßen und umgesetzt werden, gegen die das Wort gerichtet ist. 

Versucht eine Person ein Wort zu verändern, von dem sie nicht selbst verletzend betroffen ist, verstärkt sie seine Wirkung und damit die Unterdrückung von Menschen(-gruppen), anstatt sie zu unterstützen.

Es sind aber nicht nur Worte, die diskriminieren und verletzen. Oft sind es gesamte Aussagen, die diskriminierende Sichtweisen wiedergeben. Das passiert meist dann, wenn Menschen indirekt Vorurteile ausdrücken. Verallgemeinerungen wie “Alle…” oder die “Anderen” beinhalten häufig reproduzierte Diskriminierung und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Das Benennen von Menschen und Gruppen als “Andere” und “Alle” wird “Othering” genannt. Das ist Englisch und steht dafür, dass Personen zu einer/einem Anderen gemacht werden. Jemand, die/der sich von einem “uns” unterscheidet. 

Gerade diese Verallgemeinerungen und Reproduktionen von Vorurteilen verstärken diskriminierende und unterdrückende Sichtweisen: wie ein Trampelpfad, der immer wieder gelaufen wird. Dabei treten sich nicht nur Vorurteile fest und breit. Mit jedem Schritt – jedem Stereotyp – jedem Begriff – wird die Würde der Menschen verletzt, an die das Vorurteil gerichtet ist.

Gerade diese Verallgemeinerungen und Reproduktionen von Vorurteilen verstärken dabei diskriminierende und unterdrückende Sichtweisen.

Das kannst du tun

Achte auf Deine Sprache. Denn Sprache kann genauso verletzen wie physische Gewalt. Auch wenn wir es nicht beabsichtigen, kann es deshalb passieren, dass wir Menschen durch eine unpassende Wortwahl tief verletzen. 

Durch ihre starke Wirkung kann Sprache aber auch genauso unterstützen, wie ein physischer Beistand und Umarmungen. Wir können durch Worte Personen beistehen. Online wie offline. Nicht umsonst gibt es den Ausdruck “wohltuende Worte”. 

Denke darüber nach, welche Worte und Begriffe Du nutzt. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob sie verletzend sind, schlag sie online nach. Oder informiere Dich bei Blogs und Organisationen, die aus der Perspektive von Betroffenen öffentlich über die Themen informieren. 

Wenn Dich jemand darauf aufmerksam macht, dass Du diskriminierend gesprochen hast: Hör zu! Manchmal ist uns nicht bewusst, dass Begriffe diskriminieren. 

Wenn Du – ohne Dir darüber bewusst zu sein – verletzende Sprache oder Sichtweisen reproduzierst, ist das, wie wenn Du einer Person versehentlich auf den Fuß trittst. Sag: Entschuldige bitte, das wollte ich nicht, ich habe es nicht gemerkt, ich passe nächstes Mal besser auf. Tut es noch weh? Brauchst du etwas?

Fragen und Aufgaben zu diesem Modul:

a) In welcher Sprache und Medien werden Hass und Hetze im Online geteilt?

b) Und wie steht sie in Zusammenhang mit historischen Ereignissen? Sammle Deine Gedanken und mach Dir Notizen.

c) Tauscht Euch gemeinsam in der Gruppe aus – welche Zusammenhänge von Sprache und Geschichte stellt ihr her?

d) Können Worte und deren Bedeutung verändert werden? Diskutiert es in Eurer Gruppe.

Die Filmreihe und der Kurs „Hass im Netz“ entstanden im Auftrag des LEB Niedersachsen für den Digital Campus Niedersachsen.