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Trainingsguide: Online-Rollenspiele mit dem LOVE-Storm Trainingsraum

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Trainingsguide
Zur Durchführung von Online-Rollenspielen mit dem LOVE-Storm Trainingsraum

Zweck des Trainingsguides

LOVE-Storm unterstützt jährlich über tausend Menschen, sich gegen digitale Gewalt zu engagieren. Ein Schwerpunkt in der Bildungsarbeit von LOVE-Storm liegt in der Ausbildung von Multiplikator:innen, denen die digitale Trainingsplattform für eigene Trainings zur Verfügung gestellt wird.

Dieser Guide ist für Pädagog:innen gedacht, die bereits Erfahrung in der Bildungsarbeit, sowie einem Themenbereich von Hass im Netz haben. Er soll dazu ermutigen, die digitale Lernumgebung von LOVE-Storm zu nutzen. Ein grundlegendes Trainingskonzept für die Arbeit mit dem Online-Trainingsraum und der Methode der Chat basierten Rollenspiele ist ebenso enthalten, wie Praxis- und Sicherheitshinweise.

LOVE-Storm bietet eine digitale Weiterbildung zur Nutzung der Online-Trainingsplattform an. In dieser werden theoretische und praktische Kenntnisse zu Hass im Netz sowie grundlegende Kenntnisse zu Diskriminierung vermittelt. Darüber hinaus wird die technische Umgebung der Trainingsplattform gezeigt und auf die eigene Nutzung vorbereitet, inklusive der Anleitung von Rollenspielen. Um die LOVE-Storm Trainingsplattform gut nutzen zu können, empfiehlt es sich, die Weiterbildung in Ergänzung zu diesem Guide zu besuchen.

Die technische Handhabung des LOVE-Storm Trainingsraums ist weitgehend intuitiv verständlich. Daher verzichten wir hier auf eine technische „Gebrauchsanweisung“.  Auf https://love-storm.de/guide stellen wir ihnen entsprechende Kurz- und ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen vor.

  • Nutzen Sie die zusätzlichen Arbeitsmaterialien, Anleitungen, Tutorials und Weiterbildungsmöglichkeiten auf https://love-storm.de/guide

Wieso Trainings zu Hass im Netz?

In einer zunehmend digitalisierten Welt werden über digitale Medien immer öfter auch Konflikte austragen. Dies trifft besonders Menschen, die diskriminierten Gruppen angehören. Hass im Netz bedeutet also, sich nicht nur mit den gewaltvollen Äußerungen einzelner Personen zu beschäftigen, sondern diese auch in einen gesellschaftlichen Kontext einzuordnen. Sich solchen Dynamiken entgegenzustellen, ist digitale Zivilcourage und kann durch LOVE-Storm Trainings erlernt werden.

Es gibt verschiedene Ausprägungen von Hass im Netz. Interaktionen können im öffentlichen Raum stattfinden (z.B. Kommentare) oder im privaten (z.B. Privatnachrichten). Bei den entstehenden Dynamiken kann es sich um einzelne Beiträge handeln, die Hate Speech zugeordnet werden können. Es können aber auch Handlungen sein, die in einem größeren Kontext von Konflikten entstehen, wie etwa Cybermobbing.

Viele Teilnehmende unserer Trainings berichten, dass sie unsicher sind, wie sie mit Situationen umgehen können, in denen sie mit Hass im Netz konfrontiert werden. Durch partizipative Trainings können Teilnehmende grundlegende Kenntnisse zum Thema Hass im Netz erlangen sowie praktische Erfahrungen im Umgang mit digitalen Konflikten sammeln. 

Durch ein Training wird vermittelt, welche verschiedenen Ausprägungen von Hass im Netz existieren. Und es wird spezifisch auf die Phänomene Hate Speech beziehungsweise Cybermobbing eingegangen. In einem Rollenspiel wird der LOVE-Storm Ansatz für den Umgang mit Hass im Netz durch die Anwendung von Strategien erprobt. Teilnehmende können so in einer möglichst sicheren Umgebung testen, welche Strategien für sie selbst gut funktionieren und optimalerweise mehr Handlungssicherheit erlangen. 

Hass im Netz hat zur Folge, dass die Stimmen von Betroffenen aus dem Netz verdrängt werden. Dies schränkt die Diversität von Meinungen im digitalen Raum ein. Nicht nur, dass Betroffene unter den psychischen Auswirkungen von Hass im Netz leiden – solche Entwicklungen schaden auch einer demokratischen Diskussionskultur. Angriffe kommen überwiegend von einer lautstarken Minderheit und spiegeln so nicht die Meinungen der Mehrheit der Gesellschaft wider.

Menschen, die sich Hass im Netz entgegenstellen wollen, können mit der digitalen Trainingsplattform von LOVE-Storm Strategien der Gegenrede lernen. Das Chat basierte Rollenspiel ist dabei eine Methode, mit der Teilnehmende Strategien zum Umgang mit Dynamiken von Hass im Netz praktisch erproben können.

Die Kernstrategien, die durch die LOVE-Storm Trainings vermittelt werden, sind:

  1. Angegriffene zu schützen und ihnen den Rücken zu stärken
  2. Zuschauende zu ermutigen, Hass im Netz entgegenzutreten
  3. Angreifenden gewaltfrei Grenzen zu setzen
Drei Icons symbolisieren die drei LOVE-Storm Strategien. Daserste Bild zeigt eine von Hass-Symbolen beschmissene Figut, die ein Herz erhält und lächelt. Das zweite Bild zeigt eine Figur, die auf dem Laptop hackt und andere mobilisiert, das dritte Bild zeigt ein Stopschild über einer symbolisierten Hass-Quelle.

Der LOVE-Storm Online-Trainingsraum

Den Umgang mit Hass im Netz können Teilnehmende auf der digitalen Trainingsplattform von LOVE-Storm erlernen. Die LOVE-Storm Plattform bietet über den Trainingsraum hinaus noch weiteres Informationsmaterial sowie e-learning Kurse zu diversen Phänomenen von digitaler Gewalt an. Diese können außerhalb des Trainings genutzt werden. Teilnehmende können am Ende des Trainings auf dieses Angebot aufmerksam gemacht werden.

Der Online-Trainingsraum besteht aus einem Videokonferenz-Tool (BigBlueButton), sowie der Möglichkeit, das LOVE-Storm Rollenspiel zu integrieren. Für dieses Chat basierte Rollenspiel muss vorher ein Szenario ausgewählt werden, an dem die Teilnehmenden dann Strategien der Gegenrede bei Hate Speech oder auch Interventionen bei Cybermobbing erproben können. 

Digitale Zivilcourage wird in den LOVE-Storm Trainings durch drei Grundprinzipien vermittelt: Angegriffene stärken und schützen, Zuschauende aktivieren, und Angreifenden gewaltfrei Grenzen setzen. 

In der Vorbereitungsphase wird der Rahmen für das Training gesetzt und die technische Umgebung wird erklärt. 

In einer inhaltlichen Phase erhalten die Teilnehmenden Informationen zum Thema Hass im Netz. 

Daraufhin wird das Rollenspiel in mehreren Durchläufen durchgeführt und reflektiert. Strategien für den Umgang mit Hass im Netz werden zwischen oder nach diesen Rollenspieldurchläufen mit den Teilnehmenden geteilt und besprochen. 

In der abschließenden Phase des Trainings werden Hinweise für Unterstützungsangebote außerhalb des Trainingskontextes gegeben.

Vorbereitungsphase

Der Trainingsraum sollte einige Minuten vor Beginn des Trainings geöffnet werden, damit die Teilnehmenden ankommen und ihre Mikrofone freischalten und testen können. Es für das Training förderlich, wenn die Möglichkeit besteht, auch die Kamera zu benutzen. Technische Fragen oder Komplikationen sollten ebenso anfangs geklärt werden, um den Ablauf des Trainings später nicht zu stören. Teilnehmende können darauf hingewiesen werden, dass sie ihre Mikrofone nur bei Wortmeldungen freischalten, um Störgeräusche zu vermeiden. 

Um einen sicheren Raum zu schaffen, ist es hilfreich die Teilnehmenden darauf hinzuweisen, dass im Training Raum für Fragen, Unsicherheiten und Fehler ist. Außerdem sollte darauf hingewiesen werden, dass all dies nicht bzw. höchstens anonymisiert aus dem Trainingsraum herausgetragen werden soll. Das bedeutet, dass Teilnehmende keine Informationen weitergeben, aus der Rückschlüsse auf die Identität einer anderen Person gezogen werden können (Name, Arbeitsplatz, Mitgliedschaft in einem Verein, äußerliche Merkmale, etc.), wenn sie von einer Erfahrung aus dem Training im Nachgang mit Freund:innen, Bekannten oder Kolleg:innen sprechen möchten.

Bei Fragen können Teilnehmende jederzeit die Kommentarfunktion des Chats nutzen. Die leitende Person des Trainings sollte darauf hinzuweisen, dass sie selbst nicht frei von Diskriminierung ist und bei (auch unbewusst) problematischen Aussagen gerne während des Trainings oder danach angesprochen werden kann. Dies normalisiert für die Teilnehmenden, dass bei dieser Thematik Fehler gemacht werden können. Außerdem soll es Sicherheit für sie schaffen, falls sie während des Trainings eine Diskriminierungserfahrung machen sollten. 

In dieser ersten Phase müssen zwingend auch Hinweise erfolgen, die Teilnehmende emotional auf die Inhalte des Trainings vorbereiten. Die Teilnehmenden erfahren hierdurch, dass im Rahmen des Trainings gewaltvolle Sprache verwendet und diskriminierende Aussagen getroffen werden, die Menschen verletzen können. Möglichkeiten der Unterstützung werden zu mehreren Zeitpunkten im Training benannt. So wird sichergestellt, dass Teilnehmende wissen, wie sie diese in Anspruch nehmen können.

Inhaltliche Phase

Mit dieser Vorbereitung kann nun der inhaltliche Teil des Trainings beginnen. Teilnehmende erfahren hier mehr über das Thema Hass im Netz. Hier geht es darum, auf welchen Plattformen solche Dynamiken entstehen. Zudem werden unterschiedliche Phänomene von digitaler Gewalt vorgestellt.

Hier werden speziell jene Formen von Hass im Netz erklärt, die im Fokus des jeweiligen Trainings stehen, wie etwa Cybermobbing und Hate Speech. Zu diesen Begriffen werden Definitionen besprochen. Wird mehr als ein Phänomen benannt, wird zudem auf Unterschiede hingewiesen.

 

Rollenspielphase

Einführung und Rollenaufteilung

Wenn die Teilnehmenden emotional gut auf das Thema vorbereitet sind und inhaltlich grundlegende Kenntnisse zu Hass im Netz erlernt haben, kann der praktische Teil des Trainings beginnen. Hier muss nochmal ein konkreter Hinweis erfolgen, welches Szenario und welches Thema im Rollenspiel benutzt werden. 

Beispiel: „Im folgenden Rollenspiel geht es um Rassismus und Sexismus und es wird hier gewaltvolle Sprache reproduziert werden.“

Dieser Hinweis hat die Funktion, dass die Teilnehmenden sich emotional auf das Thema und die Form der Diskriminierung einstellen können. Diskriminierende Aussagen zu lesen kann Menschen in einen emotionalen Zustand hineinversetzen, indem sie mit unangenehmen Gefühlen konfrontiert werden. 

Menschen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe immer wieder Abwertungen erfahren, können durch die Reproduktion von diskriminierenden Aussagen  sehr belastet werden. In der Regel verfügen Betroffene über gute Coping-Mechanismen, da sie lernen mussten mit solchen Angriffen umzugehen. Damit sie diese einsetzen können, ist es jedoch wichtig, sie nicht zu überrumpeln. Stattdessen muss während des Trainings immer darauf geachtet werden, dass die Teilnehmenden sich nicht unerwartet in Situationen wiederfinden, wo sie mit diskriminierenden Aussagen konfrontiert werden. 

An dieser Stelle sollte unbedingt auch noch ein Hinweis erfolgen, dass die Teilnahme an Rollenspielen freiwillig ist und die Teilnahme auch im Rollenspiel noch abgebrochen werden kann.

Im Rollenspiel geht es darum, innerhalb der Gruppe eine Interaktion von Hass im Netz zu simulieren. Dafür können die Teilnehmenden eine der vorgegebenen Rollen auswählen. Das Ziel dabei ist das Sammeln von Erfahrungen sammeln, die es ihnen ermöglichen, in realen Situationen von Hass im Netz einzugreifen. 

Die vier Rollen, die von den Teilnehmenden ausgewählt werden können, sind:

  • Betroffene 
  • Angreifende
  • Zuschauende
  • Eingreifende

     

Die ersten drei Rollen leiten sich direkt aus dem Konfliktmodell ab (siehe Bild). Die Gruppe der Zuschauenden wird nochmal in Eingreifende und Zuschauende unterteilt: 

Eingreifende sind dazu da, dass sich der Hass im Rollenspiel nicht einfach ausbreitet. Sie haben die Aufgabe den Hass zu stoppen (siehe auch Ziele und Strategien).

Aufgabe der Zuschauenden-Rolle ist es vor allem zu beobachten, was Angreifende, Betroffene und Eingreifende machen (oder versuchen) und welche Momente, Kommentare oder Strategien die Dynamik des Chats verändern. Zuschauenden kann auch erlaubt werden, sich im Laufe des Spiels einzumischen und Partei zu ergreifen. Dies ist vor allem sinnvoll, wenn die Zuschauenden sonst das Interesse zu verlieren drohen. Oder um dem Spiel in kleineren Gruppen mehr Dynamik geben zu können. 

Bei der Anleitung sollte auf die ungefähre Verteilung der Rollen auf die Spielenden geachtet werden. Für eine Rollenspieldynamik, in der die Teilnehmenden gut lernen können, ist es von Vorteil, wenn nicht der Großteil der Teilnehmenden die Rolle der Angreifenden übernimmt. Die genaue Gruppengröße hängt vom Ziel des Rollenspiels und auch von der Vorliebe der Anleitenden ab. Grundsätzlich ist es sinnvoll, Angreifende und auch Angegriffene nicht alleine zu besetzen, damit die Menschen in den belastendsten Rollen nicht alleine sind. Wenn das doch der Fall ist – zum Beispiel, weil das Szenario auf eine einsame  Angreifende oder Angegriffene zugeschnitten ist – sollte darauf geachtet werden, dass diese Personen damit gut umgehen können. Die einzelnen Rollengruppen können hierzu auch getrennt voneinander vorbereitet werden, damit alle besser verstehen, was von ihnen erwartet wird und welche Belastungen auf sie zu kommen könnten.

Das Konfliktsystem bei Hass im Netz

Exkurs: Zieldimensionen und Strategien

Ziel des Rollenspiels ist es, eigene Strategien zum Umgang mit Hass im Netz zu erproben. LOVE-Storm hat dabei drei Zieldimensionen erarbeitet:

  1. Angegriffene Personen werden in den Fokus der eigenen Aufmerksamkeit gerückt. Das bedeutet zu schauen, was sie in dieser Situation gerade brauchen. Um sie dann zu stärken und zu schützen. 

  2. Zuschauende und mitlesende Personen werden aktiv in den Konflikt mit einbezogen. Durch die Erfahrung im Rollenspiel erhalten Teilnehmende einen Einblick in die Möglichkeiten der Interventionen bei Dynamiken von Hass im Netz. 

  3. Als Letztes wird die Aufmerksamkeit auf die Angreifenden gelenkt. Oft bekommen sie die größte Aufmerksamkeit. Doch nach dieser Zielsetzung sollen zuerst die Angegriffenen mit ihren Bedürfnissen in den Fokus gerückt werden. Danach werden den Angreifenden gewaltfrei Grenzen gesetzt.
  • Für jede dieser Zieldimensionen gibt es mehrere Strategien, die angewendet werden können. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden sich diese selbst erarbeiten und nicht einfach vorgegebene Strategien auswendig lernen. Manchmal fällt es Gruppen jedoch schwer ad hoc Lösungsideen zu finden. Oder sie fühlen sich zu überfordert, um in Aktion treten zu können. Dann ist es sinnvoll ihnen mögliche Strategien oder Ansätze vorzustellen, die sie dann im Rollenspiel ausprobieren können.
Um angegriffene Personen zu stärken und zu schützen, können Eingreifende:
  • bei dem Anliegen bleiben, dass die Betroffenen ursprünglich eingebracht hatten. (Beispiel: ein Mädchen fragt nach Informationen zu den Mathe-Hausaufgaben, woraufhin sie von Mitschüler:innen beleidigt wird. Eingreifende können dann auf die Frage zu den Hausaufgaben eingehen.) Die angreifenden Personen werden hier demonstrativ ignoriert und den von ihnen eingebrachten Themen wird keine Aufmerksamkeit geschenkt.
  • erfragen, was die Betroffenen gerade brauchen und konkrete Unterstützung anbieten, wie etwa eine emotionale Unterstützung. Das bedeutet zuzuhören, die Gefühle der betroffenen Person anzuerkennen („es ist verständlich, dass du gerade wütend/traurig bist“) und die Erfahrung von Diskriminierung der betroffenen Person zu validieren („stimmt, der Kommentar war rassistisch“).
Um Zuschauende zu aktivieren, können Eingreifende:
  • klar Position für die Betroffenen beziehen und mit gutem Beispiel voran gehen.
  • auf Diskussionsregeln aufmerksam machen oder sie einfordern.
  • sofern es passend ist, mit Humor auf die Angreifenden reagieren, ohne dabei selbst herablassend zu werden.
  • die Zuschauenden direkt (namentlich) ansprechen und auffordern, auch in den Konflikt einzugreifen.
  • aktiv Hilfe holen (z.B. von Menschen, die gerade mitlesen)
  • menschenverachtende Äußerungen benennen („das ist Sexismus“) und skandalisieren
 Um Angreifenden gewaltfrei Grenzen zu setzen, können Eingreifende
  • Gegendarstellungen zu den Hasskommentaren bringen und absurde Behauptungen zu kommentieren.
  • klare Grenzen setzen bei gewaltvollen und diskriminierenden Aussagen. Bei strafrechtlich verfolgbaren Kommentaren sollten Eingreifende Screenshots anfertigen und die Beiträge bei der jeweiligen Social-Media-Plattform melden.
  • mit den Angreifenden inhaltlich diskutieren, wenn diese sich darauf einlassen und dabei auf ihre Argumente eingehen.
  • die Motive der Angreifenden erfragen und ihre Beweggründe ansprechen. Nach Möglichkeit, stichhaltige Argumente oder Quellen einfordern. (Das ist nicht immer möglich, da einige Menschen gezielt provozieren wollen und sich nicht auf eine Diskussion einlassen.)

Für manche Teilnehmende ist es nicht so leicht, den Fokus zuerst auf diejenigen zu richten, die angegriffen werden. Sie befürchten, dass sie hier weniger ausrichten können, als mit dem Versuch, die Angreifenden zu stoppen.

Ihnen kann man sagen, dass schon kurze, aufmunternde Aussagen (oder auch Likes) betroffene Personen unterstützen. Teilnehmende sollten sich bewusst werden, dass solche Beiträge auch positive Auswirkungen auf die Betroffenen haben können, selbst wenn keine unmittelbare Wirkung zu sehen ist.

  • Unter https://love-storm.de/guide findet sich eine Handreichung mit diesen und einigen weiteren Strategien.
  • Das dritte Kapitel des LOVE-Storm Trainingshandbuch (https://love-storm.de/handbuch) stellt für jedes der drei Ziele eine Vielzahl von Strategien ausführlich vor und erläutert ihre Wirkungsweise anhand von Beispielen.

Reflexion und Auswertung

Nach jedem Durchlauf des Rollenspiels gibt es eine Reflexionsrunde. Die Teilnehmenden bekommen hier die Möglichkeit, von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten sowie die der anderen zu hören. Ziel ist dabei, die Dynamiken von Hassinteraktionen besser zu verstehen und durch eigene Erfahrungen zu lernen, wie hierbei interveniert werden kann.

Nach jedem Durchlauf eines Rollenspiels und noch bevor die Reflexion des Rollenspiels beginnt, werden die Teilnehmenden aufgefordert, die jeweils übernommene Rolle loszulassen. Durch das bewusste Abschütteln der Rolle sollen die Teilnehmenden emotional Distanz aufbauen. Indem sie wieder zu sich selbst zurückkehren, sind sie besser in der Lage, die Erfahrung zu reflektieren.Zudem ist es wichtig, Distanz zu möglicherweise unangenehmen oder aufwühlenden Gefühlen herzustellen, die eventuell durch das Rollenspiel hervorgerufen worden. 

Für die Reflexion des Rollenspiels werden die einzelnen Rollen abgefragt und den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen zu teilen. Begonnen wird dabei mit den Teilnehmenden, die in der Rolle der angegriffenen Person waren.    

Mögliche Fragen an eine angegriffene Person können sein:

    • Wie hast du dich während des Rollenspiels gefühlt?
    • Hast du dich von den Interventionen unterstützt gefühlt?
    • Was hat dir geholfen?
    • Hast du Strategien wahrgenommen? 

Mögliche Fragen an eine angreifende Person können sein:

    • Wie hast du dich gefühlt?
    • Welche Strategien hast du angewendet?
    • Hast du Strategien bemerkt, die dich in der Rolle der angreifenden Person beeinflusst haben?

Mögliche Fragen an eine eingreifende Person können sein:

    • Wie ist es dir ergangen und wie schätzt du den Verlauf ein?
    • Welche Strategien hast du ausprobiert und wie haben sie deiner Meinung nach funktioniert?

Mögliche Fragen an eine zuschauende Person können sein:

    • Welche Strategien und Ansätze hast Du beobachtet und was hat geholfen, den Hass zu stoppen?
    • Wie ist es dir ergangen und was hat dich dazu bewogen, dich einer Seite zugehörig zu fühlen?
    • Wann und wodurch hattest du den Impuls mitzudiskutieren?
    • Was hätte passieren müssen, damit du aktiv in das Geschehen eingreifst?

Nach Beantwortung aller Fragen kann jede Person, die die eigenen Erfahrungen geteilt hat, gefragt werden, ob sie der Gruppe zusätzlich noch etwas mitteilen möchte.

Unter https://love-storm.de/guide findet sich eine einseitige Handreichung mit diesen und weiteren Fragen, an denen sich die Auswertung orientieren kann.

Ergebnissicherung I: Strategien 

Bereits während der Reflexionsrunde können die funktionierenden oder gescheiterten  Ansätze an einer Tafel oder Flip-Chart gesammelt werden. Die Anleitenden helfen dabei, die erfolgreichen Ansätze herauszuarbeiten, so dass die guten Ideen erkannt und verallgemeinert werden.

Beispiel: „Ein wichtiger Moment war, als immer mehr Leute wieder über das eigentliche Chatthema geschrieben haben und der Hass nach kurzem Widerspruch ignoriert wurde. So ist es Euch gelungen, den Hatern keinen Raum zu geben. – Das ist eine wichtige Strategie, die auch in vielen anderen Situationen gut funktioniert hat. Bei LOVE-Storm nennen wir das Aktives Ignorieren. Habt ihr das schon in anderen Situationen erlebt oder könnt ihr euch andere Situationen vorstellen, in denen das gut funktionieren könnte?

In den allermeisten Fällen werden die Gruppen nach dem ersten Rollenspieldurchlauf noch keine guten Lösungen gefunden haben. Der erste Durchlauf dient vor allem dazu, sich als Gruppe in der Situation zurechtzufinden und mit dem Rollenspiel vertraut zu machen. Es ist daher unbedingt notwendig, mindestens einen zweiten, am besten sogar noch mehr Durchläufe zu spielen. Dabei empfehlen wir das Szenario nicht zu wechseln, aber die Rollenverteilung und Regeln anzupassen:

  • Hatte die Gruppe keine Chance gegen den Hass zu bestehen, kann die Anzahl der Angreifenden reduziert oder die Zahl der Eingreifenden erhöht werden.
  • Über eine Sammlung oder ein Brainstorming möglicher Ideen (Strategien) können die Eingreifenden zusätzlich gestärkt werden.
  • Wenn es die Gruppe zu einfach fand den Hass zu stoppen, kann umgekehrt auch die Anzahl der Angreifenden erhöht werden. Oder diese bekommen kurz Zeit, eine gemeinsame Strategie zu vereinbaren.
  • Manchmal ist es sinnvoll, das Tempo zu verlangsamen, indem die Anzahl der aktiven Mitspielenden verringert und Zuschauenden ein aktives Einmischen untersagt wird.
  • Ähnlich kann vereinbart werden, dass vor allem längere Textbeiträge erstellt werden sollen, um intensivere Argumentationen zu ermöglichen.

Ein Wechsel des Szenarios bietet sich nur an, wenn die Gruppe neue Herausforderungen braucht. In der Regel ist es wirkungsvoller, das Szenario zu wiederholen. 

  • Immer zwei oder mehr Rollenspieldurchläufe einplanen
  • Am Ende des Trainings sollten die Teilnehmenden sich mindestens ein bis zwei funktionierende Ansätze erarbeitet und so weit verinnerlicht haben, dass sie bei der nächsten Begegnung mit Hass im Netz handlungsfähig sind und diese Strategien anwenden können.      

Ergebnissicherung II: Diskriminierung erkennen und benennen

Die Arbeit am Thema „Hass im Netz“ findet nicht im machtleeren Raum statt. Hass im Netz ist immer auch Teil der strukturellen Machtungleichgewichte in unserer Gesellschaft. Diskriminierung und strukturelle Ausgrenzungspraktiken werden im Netz reproduziert und die Teilnehmenden bringen ihre eigenen Ohnmachts- und Diskriminierungserfahrungen in das Training mit ein. 

Es bietet sich daher an, LOVE-Storm Rollenspiele in umfassendere Lerneinheiten zum Thema Diskriminierung einzubetten. Es ist aber empfehlenswert, die im Rollenspiel erlebten Diskriminierungsformen zumindest erkennen und benennen zu können.

 

Hierzu können die Erfahrungen aus dem Rollenspiel nach der Reflexionsrunde auch inhaltlich weiter eingeordnet werden. Die Teilnehmenden werden gefragt, welche Formen von Diskriminierung bzw. Hass im Netz ihnen aufgefallen sind. Dies können sie über den Chat teilen. So wird den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, alle Arten der Diskriminierung zu benennen und für alle sichtbar zu machen.  

Unter https://love-storm.de/glossar/ haben wir zahlreiche Diskriminierungsformen und damit verbundene -praktiken kurz vorgestellt.

Einen guten Einstieg in das Thema und eine Übersicht verschiedenster Privilegierungsformen ist die in Südafrika entwickelte Anti-Bias-Methode Power Flower. Ein Arbeitsblatt und Beschreibung der Methode findet sich unter anderem hier.    

Abschlussphase

In der letzten Phase des Trainings liegt der Fokus darauf, das Training so abzuschließen, dass die Teilnehmenden sich emotional gut unterstützt fühlen. Hierfür ist es wichtig, auf weitere Unterstützungsmöglichkeiten hinzuweisen, an die sich die Teilnehmenden auch außerhalb des Trainings wenden können.

Sollte das Training im Kontext einer Organisation mit internen Strukturen zur emotionalen Unterstützung stattgefunden haben, sollten über diese nochmals informiert werden. 

Darüber hinaus kann auf externe Angebote aufmerksam gemacht werden. Das können Beratungsstellen für Diskriminierung sein oder auch die rechtliche Beratung der Organisation HateAid. 

Auch Anlaufstellen, bei denen Hass im Netz angezeigt werden kann, können hier genannt werden. Dazu gehört etwa die Plattform von Hassmelden. 

  • Eine laufend von LOVE-Storm aktualisierte Sammlung von Beratungs- und Anlaufstellen für Betroffene findet sich hier:
    https://www.taskcards.de/#/board/b9b09a0a-6e89-422b-86ba-369512029b8b/view
  • Eine gute Planung und Vorbereitung des Rollenspiels ist der Grundstein eines erfolgreichen Trainings. Beachten Sie daher unbedingt auch das folgende Kapitel zur technischen Vorbereitung sowie unsere Checkliste und Best-Practice-Übersicht am Ende dieses Handbuches

Technische und organisatorische Vorbereitung

Um das Training durchzuführen, bedarf es einiger Schritte zur Vorbereitung. Die digitale Lernplattform von LOVE-Storm beinhaltet Erklärungen zu einzelnen Aspekten. Diese werden angezeigt, wenn mit dem Mauszeiger über das Informationssymbol rechts oberhalb eines Wortes gefahren wird. 

Bevor das Training auf der Plattform angelegt wird, sollten alle organisatorischen und technischen Fragen geklärt worden sein.

Organisatorische Vorbereitung
  • Format bestimmen: Findet das Training online oder in Präsenz statt?
  • Welche Dauer soll das Training haben? (2 Stunden Basis-Training oder erweitert mit weiteren Inhalten zu Hass im Netz und ggf. auch weiteren Methoden?)
  • Wie groß ist die Gruppe und werden noch weitere Personen benötigt, um das Training durchzuführen?
  • Was soll der inhaltliche Schwerpunkt des Trainings sein? (bspw. Hate Speech, Sexismus, Cybermobbing, oder weitere?)
  • Welche Materialien werden noch benötigt? (Flipchart, Beamer?)
Technische Vorbereitung
  • Ist ein Endgerät pro Teilnehmer:in verfügbar? (Laptop, Tablet, Smartphone)
  • Werden Headsets für die digitalen Trainings benötigt?
  • Ist der Browser auf dem aktuellen Stand? (Falls nicht: aktualisieren. Browser, die gut funktionieren sind: Firefox, Chrome und Safari)
  • Haben die Teilnehmenden einen Zugangslink zum Training erhalten?

Um den Teilnehmenden einen Zugangslink schicken zu können, muss ein Training auf der digitalen Lernplattform von LOVE-Storm angelegt worden sein. Technische Anleitungen hierzu finden sich auf https://love-storm.de/guide  

Ein wichtiger Teil der Vorbereitung des Trainings und des Festlegens der Einstellungsoptionen ist die Auswahl des Rollenspiel-Szenarios. Vorlagen für Szenarien zu diversen Themen stehen zur Auswahl. Darunter Cybermobbing, Sexismus, Rassismus und Hass gegen Klimaaktivist:innen. Diese Rollenspielszenarien können entweder direkt ausgewählt oder als Vorlage genutzt und individuell angepasst werden. Es besteht auch die Möglichkeit, ein eigenes Szenario zu dem Thema anzulegen, das in dem Training behandelt werden soll. Eine Anleitung zur Handhabung des Szenario-Editors findet sich ebenfalls auf https://love-storm.de/guide